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Cybermobbing: Studien und wie Lehrkräfte und Sozialpädagogen helfen können

Aktualisiert: 4. März


Cybermobbing Studien - Lehrer und Sozialpädagogen - Prävention in der Schule
Stop Bullying - Quelle: Shutterstock - Mediathek von www.wix.com

Cybermobbing: Studien und wie Lehrkräfte und Sozialpädagogen helfen können:

Cybermobbing ist ein wachsendes Problem in unserer digitalisierten Welt, das besonders junge Menschen betrifft. In den letzten Jahren haben Forscher weltweit zahlreiche Studien durchgeführt, um das Phänomen besser zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln. In diesem Blogeintrag werfen wir einen Blick auf drei aktuelle Studien zum Thema Cybermobbing, die neue Erkenntnisse liefern und wichtige Implikationen für Prävention und Intervention haben.


1. Cyberlife-Studie 2022: Die psychischen Auswirkungen von Cybermobbing

Die Cyberlife-Studie 2022 wurde von der Techniker Krankenkasse (TK) und dem Bündnis gegen Cybermobbig in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig durchgeführt. Ziel der Studie war es, die psychischen Belastungen und die Auswirkungen von Cybermobbing auf Jugendliche zu untersuchen. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Altersgruppe von 8 bis 21 Jahren gelegt. Mehr als 2.000 Jugendliche aus ganz Deutschland nahmen an der Befragung teil. Die Ergebnisse geben wichtige Einblicke in die Ausmaße von Cybermobbing und die Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Jugendlichen.


Die Verbreitung von Cybermobbing

Die Cyberlife-Studie 2022 zeigt, dass 23 % der befragten Jugendlichen in den letzten 12 Monaten mindestens einmal Opfer von Cybermobbing wurden. Dies bedeutet, dass mehr als jeder vierte Jugendliche in Deutschland mit den negativen Folgen des Cybermobbings konfrontiert ist. Auffällig dabei ist, dass Mädchen häufiger betroffen sind als Jungen. Während 26 % der Mädchen angaben, Opfer von Cybermobbing geworden zu sein, waren es bei den Jungen nur 20 %. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mädchen häufiger mit emotionalen Mobbingformen wie dem Verbreiten von Gerüchten oder dem Teilen peinlicher Fotos und Videos konfrontiert sind, während Jungen tendenziell weniger von solchen Formen des Mobbings betroffen sind.

Die Studie untersuchte auch die Plattformen, auf denen Cybermobbing am häufigsten stattfindet. Es stellte sich heraus, dass soziale Netzwerke wie WhatsApp, Instagram und Snapchat besonders häufig als Plattformen für Cybermobbing genutzt werden. Diese Plattformen bieten den Tätern die Möglichkeit, anonym zu agieren und die Betroffenen jederzeit zu erreichen, was die Belastung für die Betroffenen verstärkt.


Psychische Auswirkungen von Cybermobbing

Die Cyberlife-Studie belegt eindeutig den Zusammenhang zwischen Cybermobbing und psychischen Belastungen. 45 % der befragten Jugendlichen, die Opfer von Cybermobbing wurden, berichteten von ernsthaften psychischen Problemen. Die häufigsten Symptome waren Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen. Diese psychischen Belastungen führten oft zu einem signifikanten Rückgang der Lebensqualität der betroffenen Jugendlichen. Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie war, dass 30 % der Betroffenen angaben, sich sozial isoliert zu fühlen. Dies bedeutet, dass sie Schwierigkeiten hatten, sich in ihre sozialen Gruppen zu integrieren oder dass sie sich generell von ihrer Umgebung entfremdet fühlten.

Cybermobbing hat auch gravierende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Die Studie zeigt, dass fast ein Drittel der Jugendlichen, die Opfer von Cybermobbing wurden, ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstachtung als stark beeinträchtigt empfanden. Dies kann langfristig zu einem weiteren Rückzug aus sozialen Interaktionen führen, was die Isolation und die psychischen Belastungen noch verstärkt.

Ein besonders besorgniserregendes Ergebnis war, dass 15 % der betroffenen Jugendlichen versuchten, sich direkt mit den Tätern auseinanderzusetzen. Dies führte jedoch häufig zu weiteren Eskalationen, da die Täter die Konfrontation nutzten, um das Mobbing weiter zu intensivieren. Dies verdeutlicht, dass es für Jugendliche sehr schwierig sein kann, sich effektiv gegen Cybermobbing zu wehren, insbesondere wenn sie keine Unterstützung erhalten.


Cybermobbing und die Auswirkungen auf die schulische Leistung

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie ist die Auswirkung von Cybermobbing auf die schulische Leistung der betroffenen Jugendlichen. Die Studie zeigte, dass Betroffene häufig mit einer schlechteren schulischen Leistung und einem erhöhten Risiko, die Schule abzubrechen, konfrontiert sind. Dies hängt mit den psychischen Belastungen zusammen, die durch Cybermobbing verursacht werden. Jugendliche, die unter Angstzuständen, Depressionen und sozialer Isolation leiden, haben oft Schwierigkeiten, sich auf ihre schulischen Aufgaben zu konzentrieren und ihre Leistungen aufrechtzuerhalten.

Ein Beispiel aus der Studie verdeutlicht diesen Zusammenhang: 42 % der Betroffenen berichteten, dass sie durch die psychischen Belastungen Schwierigkeiten hatten, sich auf den Unterricht zu konzentrieren und ihre Aufgaben zu erledigen. Diese Beeinträchtigung des schulischen Engagements kann langfristige Folgen für die akademische und berufliche Zukunft der Jugendlichen haben.


Der Umgang mit Cybermobbing in der Schule und zu Hause

Ein weiterer zentraler Punkt der Cyberlife-Studie 2022 ist der Umgang der Jugendlichen mit ihren Erfahrungen. Viele der Befragten gaben an, dass sie sich nicht in der Lage fühlten, mit Erwachsenen über das Cybermobbing zu sprechen. Rund 40 % der Jugendlichen berichteten, dass sie ihre Eltern oder Lehrer nicht über die Vorfälle informiert hatten. Die Gründe für dieses Schweigen sind vielfältig. Zum einen haben viele Jugendliche die Befürchtung, dass sie von den Erwachsenen nicht ernst genommen werden oder dass sich die Situation durch das Eingreifen von Erwachsenen noch verschärfen könnte. Zum anderen spielen auch Schamgefühle und die Angst vor weiteren negativen Konsequenzen eine Rolle.

Die Studie betont die Notwendigkeit, dass Erwachsene (insbesondere Eltern und Lehrer) ein besseres Verständnis für das Thema Cybermobbing entwickeln und eine offene Kommunikation mit den Jugendlichen fördern. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist entscheidend, um den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen zu teilen und Unterstützung zu erhalten.


Empfehlungen zur Prävention und Intervention bei Cybermobbing

Die Cyberlife-Studie fordert eine stärkere Prävention und Intervention im Bereich Cybermobbing. Die Autoren der Studie betonen, dass Aufklärungsprogramme, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ansprechen, von zentraler Bedeutung sind. Dabei sollten Jugendliche nicht nur über die Gefahren von Cybermobbing aufgeklärt werden, sondern auch lernen, wie sie sich im Falle eines Vorfalls verhalten können. Eltern sollten zudem befähigt werden, ihre Kinder im Umgang mit digitalen Medien zu begleiten und sie vor den Risiken des Internets zu schützen.

Die Studie spricht sich auch für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen, sozialen Netzwerken und Jugendhilfseinrichtungen aus. Schulen sollten klare Richtlinien und Anlaufstellen für Betroffene haben und Präventionsmaßnahmen in den Schulalltag integrieren. Soziale Netzwerke sollten ihre Sicherheitsfunktionen verbessern und schneller auf Mobbingvorfälle reagieren.


Link zur Studie: Cyberlife-Studie 2022




2. JIM-Studie 2022: Mediennutzung und Cybermobbing unter Jugendlichen

Die JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-) Media) ist eine jährliche Untersuchung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), die sich mit der Mediennutzung von Jugendlichen in Deutschland beschäftigt. Die 2022 veröffentlichte Studie widmet sich besonders dem Thema Cybermobbing und den psychischen Auswirkungen auf die betroffenen Jugendlichen. Die Untersuchung basiert auf einer Befragung von 1.200 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren, die Informationen zu ihrem Mediennutzungsverhalten sowie zu ihren Erfahrungen mit Cybermobbing lieferten.


Verbreitung von Cybermobbing

Die JIM-Studie 2022 ergab, dass 16 % der Jugendlichen in den letzten 12 Monaten Opfer von Cybermobbing wurden. Besonders betroffen sind Mädchen, von denen 20 % angaben, Opfer von Cybermobbing zu sein, während der Anteil bei den Jungen nur bei 12 % liegt. Dies bestätigt den Trend aus anderen Studien, dass Mädchen häufiger Opfer von Cybermobbing werden, insbesondere durch emotionale Mobbingformen wie das Verbreiten von Gerüchten oder das Teilen peinlicher Fotos und Videos.

Die Studie untersuchte auch, welche Plattformen für Cybermobbing am häufigsten genutzt werden. Die Ergebnisse zeigten, dass WhatsApp (54 %), Instagram (48 %) und TikTok (33 %) die Plattformen sind, auf denen die meisten Mobbingvorfälle stattfinden. Diese sozialen Netzwerke bieten den Tätern eine anonyme Umgebung, in der sie die Opfer rund um die Uhr belästigen können. Insbesondere WhatsApp, als eine der am häufigsten genutzten Messaging-Plattformen, wird von Tätern genutzt, um private Nachrichten zu verbreiten, die oft beleidigend und verletzend sind.


Mobbingformen und psychische Auswirkungen

Die JIM-Studie identifiziert die häufigsten Mobbingformen, die in den digitalen Medien vorkommen. Am häufigsten werden Beleidigungen (54 %), das Verbreiten von Gerüchten (48 %) und das Teilen von peinlichen Fotos oder Videos (33 %) genannt. Diese Formen des Mobbings sind nicht nur in ihren Auswirkungen auf die Betroffenen schwerwiegend, sondern sie erreichen durch die weite Verbreitung der digitalen Medien ein viel größeres Publikum als traditionelle Mobbingformen.

Die psychischen Auswirkungen von Cybermobbing sind in der JIM-Studie ebenfalls deutlich spürbar. 27 % der betroffenen Jugendlichen berichteten von Hilflosigkeit, 22 % von depressiven Symptomen und 19 % von Angstzuständen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie stark Cybermobbing das psychische Wohlbefinden der Jugendlichen beeinträchtigen kann. Die Betroffenen leiden nicht nur unter den unmittelbaren emotionalen Auswirkungen des Mobbings, sondern auch unter langfristigen psychischen Belastungen, die ihre Lebensqualität und ihre soziale Integration beeinträchtigen.


Empfehlungen zur Bekämpfung von Cybermobbing in der Schule und zu Hause

Die JIM-Studie fordert eine umfassende Präventions- und Interventionsstrategie gegen Cybermobbing. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche besser über die Gefahren des Cybermobbings aufgeklärt werden müssen, sowohl in Schulen als auch zu Hause. Die Studie empfiehlt, dass Schulen spezielle Programme und Projekte anbieten, die den sicheren Umgang mit digitalen Medien und den respektvollen Umgang mit anderen in der digitalen Welt vermitteln. Auch Eltern sollten in die Präventionsarbeit einbezogen werden, indem sie über die Risiken und Auswirkungen von Cybermobbing informiert werden und lernen, wie sie ihre Kinder im Umgang mit digitalen Medien begleiten können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle der sozialen Netzwerke. Diese Plattformen sollten ihre Sicherheitsvorkehrungen weiter ausbauen und effektiver auf Vorfälle von Cybermobbing reagieren. Es sollten klare Mechanismen zur Meldung und Sanktionierung von Mobbingvorfällen geschaffen werden, um den Betroffenen eine schnelle und unkomplizierte Hilfe zu bieten.


Link zur Studie: JIM-Studie 2022




3. Sinus-Jugendstudie 2021: Lebenswelten und Cybermobbing

Die Sinus-Jugendstudie ist eine der bekanntesten Studien zur Lebenswelt von Jugendlichen in Deutschland. Die Studie wird seit 1992 regelmäßig durchgeführt und liefert wertvolle Einblicke in die sozialen, kulturellen und medienbezogenen Erfahrungen von Jugendlichen. In der Ausgabe 2021 wurden rund 2.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt, mit einem besonderen Fokus auf die Themen Cybermobbing und digitale Mediennutzung.


Verbreitung und Formen von Cybermobbing

Die Sinus-Jugendstudie 2021 zeigt, dass mehr als die Hälfte (51 %) der befragten Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben. Besonders betroffen sind Mädchen (56 %), während der Anteil bei Jungen bei 46 % liegt. Diese hohe Zahl verdeutlicht, dass Cybermobbing ein weit verbreitetes Phänomen ist, das sowohl Mädchen als auch Jungen betrifft. Dabei sind die Mobbingformen, wie das Verbreiten von Lügen und Gerüchten (44 %), Beleidigungen (40 %) und das Teilen von peinlichen Bildern oder Videos (35 %), die häufigsten.

Die Studie stellt fest, dass soziale Netzwerke wie Instagram, WhatsApp und TikTok die Hauptplattformen für Cybermobbing sind. Die schnelle Verbreitung von Inhalten und die Möglichkeit der Anonymität machen es Tätern leicht, ihre Opfer zu erreichen und zu schikanieren.


Psychische Auswirkungen von Cybermobbing

Die psychischen Folgen von Cybermobbing sind ein weiteres zentrales Thema der Sinus-Jugendstudie. 31 % der betroffenen Mädchen berichteten von depressiven Symptomen und einem verringerten Selbstwertgefühl. Bei Jungen waren es 22 %. Diese hohen Zahlen zeigen deutlich, wie stark Cybermobbing das psychische Wohlbefinden der Jugendlichen beeinträchtigen kann. Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen waren, litten häufig unter Gefühlen der Hilflosigkeit und Ängsten, was ihre Lebensqualität erheblich einschränken kann.

Die psychischen Auswirkungen von Cybermobbing können langfristige Folgen haben. Die Studie betont, dass Betroffene häufiger Schwierigkeiten haben, sich in soziale Gruppen zu integrieren und ihr Selbstvertrauen aufrechtzuerhalten. Dies kann dazu führen, dass sie sich weiter isolieren und Schwierigkeiten in ihrem sozialen Umfeld haben.


Cybermobbing: Empfehlungen und Präventionsmaßnahmen

Die Sinus-Jugendstudie fordert eine verstärkte Prävention und Aufklärung zu Cybermobbing in Schulen und Familien. Jugendliche sollten besser über die Gefahren des Cybermobbings und den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien informiert werden. Schulen sollten klare Richtlinien und Anlaufstellen für Betroffene bieten und Präventionsprogramme in den Unterricht integrieren.

Eltern sollten in die Präventionsarbeit einbezogen werden, indem sie über die Risiken des Cybermobbings informiert werden und lernen, wie sie ihre Kinder im Umgang mit digitalen Medien begleiten können. Die Studie betont zudem die Notwendigkeit, dass soziale Netzwerke ihre Sicherheitsvorkehrungen verbessern und eine schnellere Reaktion auf Mobbingvorfälle ermöglichen.


Link zur Studie:Sinus-Jugendstudie 2021



Cybermobbing: Studien und wie Lehrkräfte und Sozialpädagogen helfen können


Diese drei Studien bieten einen umfassenden Überblick über das Thema Cybermobbing und liefern wertvolle Erkenntnisse zur Prävention und Intervention. Sie verdeutlichen, dass Cybermobbing ein weit verbreitetes und ernstzunehmendes Problem ist, das erhebliche psychische Auswirkungen auf die betroffenen Jugendlichen hat.

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