Erste Schritte: Was tun, wenn man von Cybermobbing betroffen ist? – Konkrete Handlungsanweisungen für Betroffene
- Julia

- 20. Juli 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Nov.

Erste Schritte: Was tun, wenn man von Cybermobbing betroffen ist? – Konkrete Handlungsanweisungen für Betroffene
Cybermobbing ist ein wachsendes Problem. Durch die immer stärkere Nutzung von sozialen Medien und anderen Online-Plattformen bleiben die Täter oft unbemerkt und können Betroffene rund um die Uhr belästigen. Es kann psychische Folgen haben, die von Ängsten bis hin zu Depressionen reichen. Wenn du von Cybermobbing betroffen bist, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und konkrete Schritte zu unternehmen, um dich zu schützen und Unterstützung zu finden. Hier sind einige wichtige Handlungsanweisungen, die dir helfen können, mit der Situation umzugehen.
1. Bewahre Ruhe und handle überlegt
Das erste, was du tun solltest, ist, Ruhe zu bewahren. Es ist normal, dass du dich verletzt und hilflos fühlst, aber es ist wichtig, dass du deine Emotionen unter Kontrolle hältst, um klare Entscheidungen zu treffen. Reagiere nicht impulsiv, indem du auf die Belästigungen antwortest oder dich auf die gleiche Weise wie der Täter verhältst. Cybermobber suchen oft nach einer emotionalen Reaktion, die sie weiter anheizen können. Stattdessen ist es besser, die Situation mit einem klaren Kopf zu betrachten und die nächsten Schritte zu planen.
2. Sichere Beweise
Es ist entscheidend, alle Nachrichten, Bilder, Videos oder Kommentare zu speichern, die als Beweise für das Cybermobbing dienen können. Screenshots, Videos und Protokolle von Chats sind in vielen Fällen die einzige Möglichkeit, die Vorfälle zu dokumentieren. Dies ist besonders wichtig, wenn du rechtliche Schritte einleiten möchtest oder wenn du den Vorfall später der Polizei oder einer anderen Behörde melden möchtest. Achte darauf, dass du die Daten sicher speicherst und nicht einfach löschst, auch wenn sie dir unangenehm sind.
3. Blockiere den Täter
Die sofortige Reaktion auf Cybermobbing sollte oft darin bestehen, den Täter zu blockieren oder den Zugang zu deinem Profil zu verweigern. Nutze die Datenschutz- und Blockierfunktionen der jeweiligen Plattformen, um die Interaktion mit dem Mobber zu unterbrechen. Auf den meisten sozialen Medien und Messenger-Diensten kannst du Personen blockieren, sodass sie dir keine Nachrichten mehr senden oder deinen Inhalt mehr sehen können. Dies hilft, den direkten Kontakt zu verhindern und kann sofort eine gewisse Erleichterung bringen.
4. Sprich mit einer Vertrauensperson
Es ist wichtig, nicht mit den Problemen alleine zu kämpfen. Sprich mit einer vertrauten Person, wie einem Freund oder einem Familienmitglied. Das Gespräch mit jemandem, dem du vertraust, kann dir helfen, deine Emotionen zu verarbeiten und die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Zudem können sie dir möglicherweise dabei helfen, Lösungen zu finden oder dich emotional zu unterstützen. Du bist nicht allein, und das Sprechen über die Situation kann eine große Erleichterung sein.
5. Wende dich an die Plattformbetreiber
Die meisten sozialen Netzwerke und Online-Plattformen haben Mechanismen, mit denen du Belästigung oder Mobbing melden kannst. Such nach den entsprechenden Funktionen auf der jeweiligen Seite oder App, um den Vorfall zu melden. Plattformen wie Snapchat, TikTok, Instagram und X bieten in der Regel die Möglichkeit, solche Vorfälle direkt zu melden und die entsprechenden Inhalte entfernen zu lassen. In vielen Fällen kann auch der Account des Täters gesperrt werden, wenn dieser gegen die Community-Richtlinien verstoßen hat.
6. Erwäge rechtliche Schritte
Cybermobbing kann schwerwiegende Konsequenzen haben, und in vielen Fällen gibt es gesetzliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. In Deutschland gibt es zwar kein spezielles „Cybermobbing-Gesetz“, doch verschiedene Straftatbestände aus dem Strafgesetzbuch (StGB) können angewendet werden, um gegen die Täter vorzugehen.
Anzeige bei der Polizei erstatten
Wenn du betroffen bist, kannst du eine Anzeige bei der Polizei erstatten. Dafür solltest du alle Beweise, wie Screenshots von Nachrichten, Kommentare oder E-Mails, sammeln und mitnehmen. Die Polizei kann dann prüfen, ob eine strafbare Handlung vorliegt und Ermittlungen einleiten.
Wichtige strafrechtliche Tatbestände
Je nach Art des Cybermobbings können verschiedene Paragrafen des Strafgesetzbuchs greifen:
Beleidigung (§ 185 StGB): Wenn jemand dich online beschimpft oder dich in einer ehrverletzenden Weise beleidigt, kannst du Anzeige erstatten.
Üble Nachrede (§ 186 StGB) und Verleumdung (§ 187 StGB): Falls falsche und rufschädigende Behauptungen über dich verbreitet werden, kann dies strafbar sein.
Bedrohung (§ 241 StGB): Falls du Morddrohungen oder andere ernsthafte Bedrohungen erhältst, solltest du dies unbedingt melden.
Nötigung (§ 240 StGB): Falls jemand versucht, dich durch Drohungen oder Druck zu bestimmten Handlungen zu zwingen, könnte eine Strafanzeige wegen Nötigung möglich sein.
Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen (§ 201a StGB): Falls private oder intime Bilder ohne deine Zustimmung veröffentlicht oder weiterverbreitet werden, kannst du dagegen vorgehen.
Zivilrechtliche Schritte
Neben strafrechtlichen Maßnahmen kannst du auch zivilrechtliche Schritte einleiten, z. B.:
Unterlassungsklage: Falls jemand dich wiederholt beleidigt oder falsche Behauptungen über dich verbreitet, kannst du eine Unterlassungsklage erheben.
Schadensersatz und Schmerzensgeld: Falls durch Cybermobbing psychische Schäden entstehen oder dein Ruf erheblich geschädigt wird, kannst du Schmerzensgeld oder Schadensersatz fordern.
Kostenlose rechtliche Unterstützung
Falls du dir unsicher bist, ob und welche rechtlichen Schritte du einleiten kannst, gibt es Organisationen, die kostenlose Hilfe anbieten:
WEISSER RING e.V. (www.weisser-ring.de)
Cybermobbing-Hilfe e.V. (www.cybermobbing-hilfe.de)
7. Wende dich an professionelle Unterstützung
Falls das Cybermobbing psychische Auswirkungen auf dich hat, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Psychologe kann dir dabei helfen, die emotionalen und psychischen Folgen des Mobbings zu verarbeiten. Sie bieten dir Unterstützung, um mit den negativen Gefühlen wie Angst, Depression oder Scham umzugehen und Strategien zu entwickeln, die dich in der Bewältigung dieser schwierigen Situation stärken.
8. Wende dich an deine Schule
Falls das Cybermobbing von Klassenkameraden oder anderen Personen aus deiner Schule ausgeht, solltest du die zuständigen Stellen informieren. Schulen haben in vielen Fällen spezielle Anlaufstellen oder Vertrauenspersonen, bei denen du Hilfe suchen kannst. Lehrer, Schulsozialarbeiter oder Beratungsstellen an deiner Schule können dich unterstützen und gemeinsam mit dir nach Lösungen suchen.
9. Entwickle ein langfristiges Schutzkonzept
Es kann hilfreich sein, deine Online-Sicherheit langfristig zu verbessern, um zukünftiges Cybermobbing zu vermeiden. Das bedeutet, dass du deine Privatsphäre-Einstellungen auf sozialen Netzwerken regelmäßig überprüfst und sicherstellst, dass nur vertrauenswürdige Personen Zugriff auf deine Daten und Posts haben. Achte darauf, welche Informationen du online teilst, und vermeide es, private Details zu veröffentlichen, die später gegen dich verwendet werden könnten.
Fazit
Erste Schritte: Was tun, wenn man von Cybermobbing betroffen ist? – Konkrete Handlungsanweisungen für Betroffene: Cybermobbing ist eine belastende und oft schwer zu handhabende Situation. Wichtig ist jedoch, dass du nicht tatenlos bleibst und dich nicht alleine fühlst. Es gibt zahlreiche Schritte, die du unternehmen kannst, um dich zu schützen und Hilfe zu finden – von der Dokumentation der Vorfälle über die Kontaktaufnahme mit den Plattformbetreibern bis hin zu rechtlichen Schritten. Denk daran, dass du nicht schuld bist und es Unterstützung gibt, die dir helfen kann, die Situation zu überwinden.
Hinweis: Wenn du an Depressionen leidest, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten, die dir helfen können, diese schwierige Zeit zu überwinden. Wende dich an deinen Hausarzt oder eine Beratungsstelle, um den ersten Schritt in Richtung Hilfe zu gehen. Du bist nicht allein.
In Deutschland erreichst du die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 – rund um die Uhr, anonym und kostenlos.

































